Dastagier Kakar

Im Gespräch mit Dastagier Kakar

Dastagier Kakar

erzählt Schüler*innen der Hamburger Beruflichen Schule Uferstraße über seine Erfahrungen im Bereich Ehrenamt.

Den Text über Dastagier Kakar kannst du dir auch als Audiodatei anhören. Dieser wird gelesen von Gleb. Er ist 22 Jahre alt und ist Schüler an der Beruflichen Schule City Süd.

Hamburg, September 2020

„Mein Ehrenamt ist mein Beitrag zu einem friedlichen Miteinander in unserer Gesellschaft.“


Dastagier Kakar kommt aus Afghanistan. Er hat das Land bereits 1985 verlassen, weil er im Rahmen eines Austauschprogramms, dass die damalige sozialistische Regierung des Landes mit der DDR abgeschlossen hatte, in Leipzig Journalismus studieren konnte. Anschließend ist er in Deutschland geblieben und lebt seit 2008 in Hamburg. Er engagiert sich ehrenamtlich im Afghanischen Sportverein (ASV) und hilft Jugendlichen bei der Gestaltung ihrer Zukunft. 

Ich heiße Dastagier Kakar und bin 54 Jahre alt. 1985, im Alter von 19 Jahren, habe ich Afghanistan verlassen, weil ich das Glück hatte, im Rahmen eines Austauschprogramms mit der damaligen DDR in Leipzig Journalismus studieren zu können. Damals hatte Afghanistan eine sozialistische Regierung. Wir waren insgesamt rund 100 Studentinnen und Studenten aus Afghanistan. Nach dem Studium habe ich zunächst in Leipzig als Journalist und Dolmetscher gearbeitet. So sind die Jahre vergangen – und ich bin schließlich in Deutschland geblieben.
Während des Studiums hatte ich meine erste Frau kennengelernt. Heute bin ich zum zweiten Mal verheiratet. Ich habe fünf Kinder, meine älteste Tochter ist schon 30 Jahre alt, meine jüngste ist sechs. Seit 2008 lebe ich in Hamburg.

Beruflich bin ich seit sechs Jahren als Integrationsbegleiter an der Beruflichen Schule „Holz. Farbe. Textil“ tätig. Dort betreue ich Schülerinnen und Schüler der AvM-Dual-Klassen, das ist eine Ausbildungsvorbereitung für Jugendliche mit Migrationshintergrund. Nach einer mehrmonatigen Eingangsphase lernen die Jugendlichen drei Tage pro Woche in der Schule und zwei Tage in einem beruflichen Praktikum. In dieser Zeit stehe ich ihnen zur Seite. Unser Ziel ist, dass alle einen Ausbildungsvertrag bekommen.

Ehrenamtlich bin ich seit 2010 Präsident vom Afghanischen Sportverein (ASV). Der Name ist etwas irreführend. Der Verein wurde zwar von Leuten aus Afghanistan gegründet, aber heute haben wir insgesamt 200 Mitglieder und 68 Spielerinnen und Spieler aus 18 Nationen. Bei uns ist die Tür für jeden offen. Auch für Jugendliche, die charakterlich nicht einfach sind und von anderen Vereinen nicht aufgenommen wurden. Ich fühle mich dafür verantwortlich, jungen Menschen, die vielleicht ihren Weg verloren haben oder kurz davor sind, eine neue Lebensperspektive zu schaffen. Ich bin glücklich, wenn ich andere Menschen dabei unterstützen kann, glücklich zu werden, ihnen zu helfen, von der Straße, vom Alkohol oder von Drogen wegzukommen. 

Auch in Leipzig habe ich mich schon ehrenamtlich engagiert, im Verein Ausländische Mitbürger in Sachsen e.V. – da habe ich als Übersetzer gearbeitet und Menschen zu Ärzten oder Behörden begleitet.
Die Vielfalt, die es in unserer Gesellschaft gibt, ist eine große Chance für eine positive Entwicklung. Daran möchte ich mitwirken. Und ich bin fest davon überzeugt, dass Menschen eines Tages dafür belohnt werden, wenn sie auch in schwierigen Zeiten nicht aufgeben und an ihren Zielen und Visionen festhalten.    
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