Parviz Madadi

Im Gespräch mit Parviz Madadi

Parviz Madadi

erzählt Schüler*innen der Beruflichen Schule City Nord über seine Erfahrungen im Bereich Ehrenamt.

Hamburg, September 2020

 „Ehrenamt braucht ein offenes Herz, Mitgefühl und Verständnis für die Situation der anderen.“


Parviz Madadi lebt seit 42 Jahren in Deutschland. Er kam als junger Student aus dem Iran hierher und ist trotz vieler Probleme und Schwierigkeiten geblieben. Ehrenamtlich engagierte er sich für den Verein Völkerverständigung Bergedorf und bei Fördern & Wohnen. Dort half er Menschen, die neu in Hamburg sind, bei der Bewältigung des Alltags und bei der Integration. Er hat zum Leben JA gesagt und gelernt, die Dinge so zu nehmen, wie sie kommen – aber er versucht dafür zu sorgen, dass die Dinge so kommen, wie er sie nehmen möchte.

Mein Name ist Parviz Madadi und ich bin 62 Jahre alt. Seit 1978, also seit etwa 42 Jahren, lebe ich in Deutschland. Damals bin ich als Student aus dem Iran gekommen. Eigentlich wollte ich Medizin studieren, doch dann habe ich mich für Bauingenieurwesen und Immobilienwirtschaft entschieden. Ich bin verheiratet und Vater von zwei erwachsenen Kindern.

In der Anfangszeit war es für mich ziemlich schwierig hier in Deutschland. Einige Landsleute, die auch hier studierten, haben mir zwar geholfen, aber es war wirklich eine große Herausforderung. So habe ich zunächst Deutsch gelernt, am Goethe-Institut. Schon nach etwa vier Monaten konnte ich die Sprache recht gut. Das war wichtig für mich.

Seit 2015 bin ich ehrenamtlich tätig. Damals habe ich bei der HSH-Nordbank gearbeitet, die jetzt Hamburg Commercial Bank heißt. Eine ehemalige Kollegin hatte die Leitung des Kinderschutzbundes in Hamburg übernommen und suchte Freiwillige für die Unterstützung geflüchteter Menschen. Zusammen mit mehreren Kolleg*innen haben wir bei diesem Programm mitgemacht. Wir haben Familien, die neu in Hamburg waren, bei Behördengängen begleitet, die Schulkinder unterstützt, alles Mögliche gemacht, was für Menschen in Deutschland normal und selbstverständlich, aber für Neuankömmlinge fremd ist. Anschließend habe ich angefangen, ehrenamtlich für den Verein Völkerverständigung Bergedorf und für Fördern & Wohnen zu engagieren. Auch dabei geht es um die Unterstützung von Menschen, die aus ihren Herkunftsländern flüchten mussten. 

Für mich ist es eine große Freude, wenn ich Menschen bei ihren Problemen beistehen, sie unterstützen und ermutigen kann, trotz aller Schwierigkeiten weiterzumachen und nach Lösungen zu suchen. Man darf nicht vergessen, dass viele dieser Menschen einen Kulturschock erfahren, wenn sie nach Deutschland kommen. Oftmals fühlen sie sich wie in einem großen Loch gefangen. Viele sind enttäuscht und deprimiert – und dadurch gibt es natürlich die Gefahr, dass sie den eigenen Weg verlieren. Insbesondere jungen Menschen geht das so.

Ich empfinde es als großes Glück, hier leben und meinen Weg gehen zu können. Und ich hoffe, dass all die anderen, die den Weg nach Deutschland gefunden haben, es auch so empfinden. Darum ist es für mich wichtig, dieses Glück, das ich hier erfahre, mit anderen zu teilen und mich in irgendeiner Weise in diese Gesellschaft einzubringen.

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